Hier nun der Artikel, den ich anlässlich der ersten Ausgabe des Didge-Magazins geschrieben habe:
Der erste Leserbrief im neuen Magazin, wurde mir eigentlich als Bericht für den redaktionellen Teil geschickt, aber ich möchte ihn trotzdem als einen einleitenden Beitrag vornan stellen, weil die Erfahrungen, über die Stefan schreibt, sicher vielen von uns bekannt vorkommmen werden und weil darin ein wichtiger Aspekt des Didgespielens erwähnt wird:
Das Menschliche, Freundschaften, die entstehen und das was gar nicht so greifbar ein Teil dessen ausmacht, was uns alle dranbleiben lässt: das Ungezwungene und der Spass rund ums Didge. (die Red.)
Beobachtung eines Didge-Bauers aus dem Siegerland
Nun, wer jetzt einen Bericht über das Didgeridoobauen oder -spielen erwartet, dem werde ich in meinem Bericht hier nicht gerecht. Ich möchte einfach vielmehr über meine Erfahrung mit Gleichgesinnten und die damit verbundenen positiven Veränderungen bei mir und auch den anderen berichten. Für den einen oder anderen schreibe ich bestimmt nichts neues und jeder findet bei sich oder anderen ähnliche Dinge, aber im Laufe der Jahre entdecke ich bei mir, und stellte dieses gerade auch bei Spielern/innen fest, dass Folgendes ein wichtiges Bindeglied ist. Es ist doch so: wenn wir uns an schöne Stunden erinnern, ist es doch leichter, mal ins Träumen zu kommen, abzuschalten und dann frei zu spielen und unseren Weg beim Spielen zu finden. Bestimmt kennt jeder aus unseren Anfängen das Suchen nach Gleichgesinnten und Infomaterial jeglicher Art und das Knüpfen erster Kontakte. Die Begeisterung, dieses Glück in ein Didg zu blasen und andere beim Spielen zu hören. Aber jetzt kommt auch die Ungeduld und das scheinbare Treten auf der Stelle und nicht schnell genug weiterkommen. So war es natürlich auch bei mir. Ich besuchte Workshops nahm Spielstunden und wie ein Jäger und Sammler wuchs meine Didge-Sammlung, mit den verschiedensten Instrumenten. Und oft fragte ich mich beim Spielen, warum setze ich Verstandenes nicht um ? Warum spiele ich immer das Gleiche? Was habe ich eigentlich gelernt?
Die Zeit verging und ich wurde ruhiger und beim Kennenlernen von immer mehr Spielern/-innen fing ich an, mal genauer hinzuhören und zu sehen. Ich hörte da Dinge, die sonst nicht hörte, und sah etwas, was ich vorher nie gesehen hatte. Dabei entdeckte ich eine andere zweite Art des Lernens. Ja, die Inspiration die von jemandem als Spieler und Menschen ausging. Dieses nahm ich stets mit nach Hause und trug es mit mir herum. Ich fragte weniger danach, wie macht der das bloß. Gewonnene Eindrücke hatte ich, wenn ich dann spielte im Kopf und mein Spielen veränderte sich und ich kam auf meinem Weg weiter.
Eine gute Sache war, dass ich mir mehr Zeit ließ und mein Spielstil entwickelte sich von selber. Von großer Hilfe ist es. viele Spieler/-innen kennenzulernen. Denn jeder hat etwas ganz besonders, als eigenständiger Mensch, das respektierte ich. Da seien nur mal einige erwähnt: Eva aus Bremen, Manfred und Lars aus Siegen, Klaus aus Gießen, Götz aus Westerwald und York aus Berlin (alle die nicht genannten mögen mir verzeihen).
Bei gemeinsamen Treffen oder Besuchen mit den unterschiedlichsten Spielern/innen - z.B. bei Klaus - sitzen wir gemütlich beisammen, haben auch schon mal unsere Kinder oder Freunde dabei. Wir fachsimpeln ein wenig. Klar hat jeder sein neustes Didge oder sein Lieblings-Didge dabei und gespielt wird. dann auch. Es wird auch immer etwas Didge-Latein erzählt, das gehört auch dazu. Aber es geht selten um: Wie teuer, wie laut, wie gut oder schlecht? Jeder kennt ja die Dinge. Nein, gar nicht, und manchmal weiss man gar nicht, um was es eigentlich geht. Aber irgendwie haben alle ein paar nette Stunden und sind zufrieden. In der nächsten Zeit und gerade dann, wenn ich zum Didge greife, erinnere ich mich an den netten Nachmittag und lasse die Eindrücke oder Inspirationen mit in mein Spielen fließen. Dabei bin ich schnell gelöst, hab den Alltag vergessen.
Und - Was ist DAS?? Da hab ich doch gerade neuen Boden betreten. Etwas unsicher versuche ich es noch einmal. UND? Wieder geklappt - und da war doch noch ein neues Tönchen! Das hört sich ja an wie Klaus es letztens spielte. Dabei hab ich ihn doch gar nicht gefragt: Wie machst du das?
Im vergangenen Herbst hatte ich einen besonders prägenden Besuch bei York Wendland in Berlin, dem ich meine Didges brachte. Wir lernten uns im Sommer letzten Jahres auf einem tollen Didge - Event in Bonn kennen (an dieser Stelle noch einmal ein Lob und Dank an die Veranstalter, es war toll, daß ich dabei sein durfte). Dort war ich von York schon total begeistert Also nahm ich mir für den Besuch bei ihm vor. Spielstunden zu nehmen und hatte Fragen über Fragen.
Alles kam anders als erwartet. Wir erzählten viel über alles mögliche, gingen in die Stadt und hatten einen tollen Tag. Wir spielten wenig, ja fast gar nicht. Aber wenn York spielte, dann ging von ihm und seinen Klängen eine Perfektion, Vielfalt und Schönheit aus, daß ich total inspiriert war. Und heute noch, ja fast immer, wenn ick) spiele, dann sehe ich ihn vor mir und habe seine Töne im Ohr. Dabei fühle ich mich gut und entdecke in und mit meinem Instrument immer neue Dinge. Ich stelle jetzt beim Spielen nicht mehr so hohe Anforderungen an mein Gegenüber und mich.
Viele erzählen mit ähnliche Dinge der Veränderung und Beobachtungen, und immer nimmt man etwas sehr kostbares von gemeinsam erlebten Stunden mit nach Hause und denkt oft und gerne daran. An dieser Stelle möchte ich zum Schluß kommen. Nicht aber, ohne erwähnt zu haben, dass ich das Glück habe, von vielen netten Didgspielern/-innen umgeben zu sein und viele gute Kontakte zu anderen Spielern/-innen zu haben und die namentlich nicht erwähnten genauso achte und schätze.
Danke auch an das "Didge-Magazin", daß ich hier ein paar Sätze schreiben durfte.
Didgeridoo-Bauer und Spieler aus Siegen Stefan Thiel